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Helmut
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Klaus-Peter

„Drunken Sailor Shantymen“ – unsere Vita im Zeitraster

„Drunken Sailor Shantymen“ aus Wolfhagen-Ippinghausen an der Elbe – mitten in Deutschland, in Nordhessen oder in „Hessisch-Sibirien“, wie auch  manche sagen – das erklärt einiges, wirft aber auch Fragen auf. Die oft gestellte Frage: Warum singt ihr maritimes Liedgut – sowohl traditionelle Arbeitslieder aus der Zeit der Segelschifffahrt wie als auch  Seemannslieder und norddeutsche Folklore? Wir wollen versuchen, eine Antwort zu geben.

Wie alles begann
Unsere Begeisterung für maritimes Liedgut reicht bis in unsere Jugend zurück. Damals waren es vor allem deutsche Seemannslieder und Shanties, die wir mit Akkordeon, Mandoline und Gitarre begleiteten. Unser Mann am Akkordeon bekam 1960 im zarten Alter von sechs Jahren seine erste Hohner Atlantik – und gleich die ersten Unterrichtsstunden spendiert vom Opa. Vielleicht die Keimzelle? Es gibt sicherlich weitere Beweggründe, aber bleiben wir bei den Fakten.

In den 1970er Jahren bis zur Jahrtausendwende lebten wir die Freude am mehrstimmigen Chorgesang  im MGV 1891 Ippinghausen aus, dem örtlichen Männergesangverein, der über Jahrzehnte hinweg fester Bestandteil des kulturellen Lebens in unserem 1.100-Seelen-Dorf war. Dass parallel dazu ein Shantychor entstand, kann heute niemand mehr so genau erklären. Optisch ausgerüstet mit Original Fischerhemd, rotem Halstuch und Mütze wurde in den 1980er-Jahren der Shantychor Ippinghausen gegründet – anfangs mit Fokus auf deutsches Repertoire. Unsere „Shantybibel“ war das legendäre „Hiev Rund! – Das Seemannsliederbuch“ von Heiko Fenn, herausgegeben beim Internationalen Musikverlag Hans Sikorski.

Der Kurs ändert sich
Eine entscheidende Wendung der musikalischen Ausrichtung kam 1989 auf einem Segeltörn über das IJsselmeer. An Bord der „Jantje“, damals der einzige Rahsegler vor Ort, berichteten Skipperehepaar  Harry und Marian Müter vom Shantyfestival in Paimpol: von Fischsuppe, Crepes, von ursprünglichem traditionellem Shantygesang, von einem gewissen Stan Hugill – und vielen weiteren Künstlern, die dort auftraten.

1991 machten wir uns mit Wohnmobil und Zelt auf den Weg in die Bretagne – und wurden nicht enttäuscht. Dort bekamen wir zum ersten Mal einen authentischen Einblick in die Geschichte des Shantygesangs: Arbeitslieder, gesungen von Stan Hugill, einem echten Kaphornier, der die Songs selber noch zu seiner Zeit der Windjammer Arbeitseinsätze auf See nutzte. Ein Kaphornier ist ein Seemann, der das legendäre Kap Hoorn an der Südspitze Südamerikas unter Segeln umrundet hat – ohne Motorkraft. Stan Hugill war damals noch einer der lebenden Legenden. 

1997 und 1999 kehrten wir zurück nach Paimpol – diesmal mit Videokamera, um aufzuzeichnen und zu lernen. Das Festival du Chant de Marin ist eines der bedeutendsten maritimen Festivals Frankreichs. Es steht für Authentizität, Offenheit und Kreativität – mit rund 130.000 Besuchern ein echtes Kulturereignis. Stan Hugill war da leider schon 1992 verstorben. Aber andere Größen der Shanty-Szene wie Johnny Collins, Tom Lewis,  durften wir live auf der Bühne – und später sogar im persönlichen Sing-Along – erleben. Und natürlich John Conolly, den Songwriter von „Fiddler’s Green“. Gruppen wie „Stormalong John“ und „The Hanging Johnny“ prägten unseren musikalischen Stil maßgeblich.

Ein neuer Name, neue Wege
Unter dem Namen „Grey Goose Shantymen“ gingen wir damals selbst auf Tour – an Bord der „Vegesack B II“ konnten wir gemeinsam mit Hanging Johnny Shantygeschichte schreiben. Mit eigenen Konzerten beim Festival Sail 2000 in Amsterdam, 1998 beim Shantyfestival in Penzance, Cornwall und ab 1999 jährlich beim Festival Maritim waren wir on Stage.

Doch auch in der Heimat blieb das deutsche Liedgut unser Fundament. Zahlreiche Auftritte – etwa 1992 im ZDF-Fernsehgarten oder 1996 beim Fest „100 Jahre Rickmer Rickmers“ in Hamburg – bleiben unvergessen. In den späten 1990er-Jahren gestalteten wir gemeinsam mit dem Original Marinechor Blaue Jungs aus Bremerhaven drei Benefizkonzerte. Höhepunkt: Die Übergabe von 8.000 DM Erlös für die ZNS – Hannelore Kohl Stiftung im Kanzleramt Bonn – ein Moment des Stolzes.

Beim Festival Maritim in Bremen-Vegesack konnten wir über Jahre hinweg auch unser internationales Repertoire zeigen. Ein Shanty-Workshop auf dem Schulschiff Deutschland brachte uns in Kontakt mit irischen Sängern. Mittlerweile performten wir unter dem Namen
 „Drunken Sailor Shantymen“  mit nur noch 4 bis 5 Sänger und wenn es passt auch gern mit Sabine am  Akkordeon. Die Zahl der Auftritte pro Jahr ist überschaubar. Erwähnenswert ist aber die Konzertreise in 2021. Unter den besonderen Vorsichtsmaßnahmen die Corona erforderte, waren wir mit fünf Konzerten  Teil von 75 Open-Air‑Konzerte vor 75 Senioren‑ und Pflegeeinrichtungen in ganz Hessen – als Dankeschön an die Bewohner:innen und das Pflegepersonal während der Corona‑Pandemie. 

Internationale Horizonte
Seit 2010 zog es uns immer wieder nach Irland. Vom Festival in Waterford ging es weiter zum Wild Atlantic Shanty Festival in Rosses Point – bisher rund zwölf Mal. Dieses Festival zählt zu den ältesten und renommiertesten Irlands. Es findet jedes Jahr im Juni statt und feiert das maritime Erbe der Wild Atlantic Way-Region.

Einladungen nach Terneuzen (Niederlande) und zum Baltic Shantyfestival auf den Åland-Inseln folgten. Die Partnerschaft mit den Sängern aus Rosses Point besteht bis heute – eine echte Freundschaft ist daraus gewachsen.

Fazit
In Nordhessen singen wir auf Deutsch – draußen in der Welt erklingen die internationalen Lieder der Seefahrt. Längst ist die Ära der Windjammer vergangen – doch die Sehnsucht nach Meer, Weite und fernen Ländern lebt weiter in uns. Ein kluger Mann sagte einmal:

„Jedes Mal, wenn die Romantik sich einer Sache bemächtigt und Gloriolen um sie webt, dann ist deren Zeit schon vorüber, und die Sehnsucht nur macht aus der Erinnerung einen wünschenswerten Zukunftstraum.“

Diesen Traum – von weiten Ozeanen, fremden Küsten und faszinierenden Menschen – tragen wir in unseren Liedern weiter.

 


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